Plattdütsch in’n Kinnergorden

Ein Mensch, der zwei Sprachen spricht, ist zwei Menschen wert!

(Heinrich Schliemann)

Gegenwärtig sehen sich nicht nur in Deutschland und nicht nur wegen internationaler Vergleichsstudien auch die Institutionen der vorschulischen Bildung tief greifenden Forderungen gegenüber: Sie müssen stärker in das Bildungssystem integriert werden, um das Lernpotenzial der Kinder dieses Alters schon vor der Einschulung zu nutzen. Als einer der Schwerpunkte gilt dabei die Sprachförderung im Allgemeinen und die Förderung von Mehrsprachigkeit im Besonderen.

Sehr gute Sprachkenntnisse werden zunehmend wichtiger, um sich in Europa und der globalisierten Welt zu behaupten. Die Europäische Union sieht gute Fremdsprachenkenntnisse als wichtige Schlüsselkompetenz an und empfiehlt, dass alle Kinder während ihrer Schulzeit ihre Muttersprache und zusätzlich zwei Fremdsprachen auf einem möglichst hohen, berufstauglichen Niveau erwerben. Im EU Aktionsplan 2003 Abschnitt 1, I, 1 heißt es darüber hinaus: „Für die Mitgliedstaaten ist es vorrangig, sicherzustellen, dass das Sprachenlernen schon im Kindergarten und in der Grundschule wirksam wird, denn bereits hier werden die entscheidenden Einstellungen gegenüber anderen Sprachen und Kulturen ausgebildet und die Fundamente für den späteren Fremdsprachenerwerb gelegt. Der Europäische Rat in Barcelona forderte die Verbesserung der Aneignung von Grundkenntnissen, insbesondere durch Fremdsprachenunterricht in mindestens zwei Sprachen vom jüngsten Kindesalter an“.

Die Zukunft ist mehrsprachig. Niederdeutsch ist in Mecklenburg und Vorpommern die Sprache der Region, die auch durch die Europäische Charta zum Schutz der Regional- und Minderheitensprachen gefördert wird. Sie ist für viele eine Sprache der  Kindheit, denn viele Großeltern der heutigen Elterngeneration sprachen noch ausschließlich Plattdeutsch. Sie ist darüber hinaus die Sprache der Kultur, Literatur der Region und nach wie vor ein wichtiger Bestandteil der Identitätsbildung. Auch heute noch gibt es viele Gelegenheiten diese Sprache (auch „Nahsprache“) unmittelbar zu erleben: in der Familie, im sozialen Leben. Außerdem ist Niederdeutsch in den Medien und der Literatur- und Musikszene repräsentiert. Diese Sprache hat also Perspektive.
Daran anknüpfend hat das Bildungsministerium unseres Landes jetzt ein Modellprojekt gefördert, das Plattdeutsch im Kindergarten systematisch zu einem ernsthaften Angebot zum Erlernen der Nahsprache Niederdeutsch entwickeln soll. 

Träger des Projektes „Niederdeutsch in der frühkindlichen Bildung in M-V“ ist die Stiftung Mecklenburg, die sich traditionell der plattdeutschen Sprache verpflichtet fühlt.

Projektauftakt in Schwerin-Mueß am 23.09.2010, Foto: Bliemel
Projektauftakt in Schwerin-Mueß am 23.09.2010, Foto: Bliemel

Im September 2010 erfolgte der Projektstart mit einer Eröffnungsveranstaltung im Volkskundemuseum Schwerin-Mueß. Dabei überreichten die Stiftung Mecklenburg, das Bildungsministerium und das Institut für Qualitätsentwicklung „lütten Plattschnackern“ und ihren Erzieherinnen stellvertretend für alle 20 teilnehmenden Kindertagesstätten* aus dem ganzen Land eine der Materialboxen, gefüllt mit Büchern, Liedern, Gedichten und Spielen up Platt für die Jüngsten.

Die Pilotphase des Modellprojektes 2010/ 2011 wird begleitet durch Wissenschaftler der Universitäten Greifswald und Rostock und soll Aufschluss darüber geben, welche Formen des Plattdeutschlernens zu tatsächlichem Spracherwerb führen. Begleitend wird eine didaktische Broschüre erarbeitet werden, die die besten Materialien für die KiTa- Kinder zusammenstellt und neue Wege zum Platt-Lernen aufzeigt.


* Teilnehmende Kindertagesstätten am Projekt „Niederdeutsch in der frühkindlichen Bildung in M-V“:

  • Kita „Neddelradspatzen“, Banzkow
  • Kita „Am Berge“, Sternberg
  • Kita „Spatzennest“, Malchow
  • Kita „Storchennest“, Sundhagen, OT Horst
  • Kita „Lütte Meckelbörger“, Schwerin
  • Kita „Marie Bloch“, Rostock
  • Kita „ Seestern“, Rostock
  • Kita „De lütten Landlüüd“, Lüssow
  • Kinderhaus Rambin, Rambin/Rügen
  • „Allersdörper Kinnerstuw“, Allerstorf
  • Integrative KiTa „Buchenkopf“, Groß Lüsewitz
  • Kita „Pusteblume“, Brüsewitz
  • Kita „Lütt Sparling“, Rostock
  • Kita „Kleine Strolche“, Hoort
  • Kita „Uns Lütten“, Crivitz
  • Kita „Strandmuschel“, Rostock-Warnemünde
  • Kita „Leuchturm“, Schwerin
  • Evang. Matthias-Claudius-Kindergarten, Schwerin
  • KITA „Lütt Matten“, Greifswald
  • KITA „Störspatzen“, Plate