Mencke-Fotos

Historische Herrenhaus-Fotografien

Durch August Mencke und die Mitarbeiter seines Ateliers in Hamburg-Wandsbek wurden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts deutschlandweit hunderte, vielleicht mehr als tausend Fotografien von Schlössern und Herrenhäusern angefertigt und einzeln sowie in Mappen zum Verkauf angeboten.

Herrenhaus Pritzier, 1820 bis 1825 nach Plänen des Baumeisters Joseph Christian Lillie errichtet.           Foto: Atelier A. Mencke, Wandsbek, um 1870. © Stiftung Mecklenburg.

Mecklenburg stellt nach dem bisherigen Kenntnisstand den Ausgangspunkt der Aufnahmetätigkeit des Verlages dar. Bisher ist nur wenig über August Mencke bekannt geworden, doch ein Zeitungsbericht, der im August 1867 in Schleswig-Holstein veröffentlicht wurde, macht deutlich, welchen besonderen Stellenwert die mecklenburgischen Bilder haben. Es wird darüber berichtet, dass das »renommierte photographische Atelier von A. Mencke & Co. in Hamburg, … unlängst ein Album mecklenburgischer Schlösser und Güter herausgegeben« habe, das großen Beifall gefunden hätte. Man warb nun dafür, ein solches auch für Schleswig-Holstein anfertigen zu wollen. Eine Mark und acht Schillinge kostete eine auf Karton aufgezogene Fotografie, so viel wie man damals etwa für ein Kilogramm Butter bezahlen musste – der Wochenlohn eines mecklenburgischen Knechtes hätte gerade für zwei Bilder gereicht.

Will man heute antiquarisch eine solche Aufnahme erwerben, muss man den Preis für fast 25 kg Butter aufwenden und noch immer müsste man in der Landwirtschaft eine Woche arbeiten, um sich zwei Bilder kaufen zu können! Doch unabhängig vom materiellen Wert der Bilder kann ihre Bedeutung nicht hoch genug eingeschätzt werden, jedes Bild gibt einen unvergleichlichen Einblick in den Bestand der Güter, Herrenhäuser und Parkanlagen. Das genaue Hinsehen offenbart Details, die eine schier unerschöpfliche Quelle zu den Lebenswelten darstellen. Schon 1867 warb das Atelier Mencke damit, dass der »Aufnahmepunkt mit künstlerischem Blicke« gewählt sei und die Schärfe der Bilder nichts zu wünschen übrig ließe, »man sieht jedes Blatt am Baume, jeden Schilfhalm im Wasser«.

Sabine Bock

 

Zu den frühesten Bildquellen dieser Bauten gehören Fotografien aus dem Verlag „A.Mencke & Co.“. Dieser Verlag hatte sich nach dem Tode des Firmengründers August Mencke, der 1861 mit nur 39 Jahren verstorben war, aus einem „photographischen Institut“ entwickelt. Um 1865 schuf er sich mit Aufnahmen von Schlössern und Herrensitzen ein neues Standbein. Der Reichtum an derartigen Bauten östlich der Elbe bot den Fotografen des Verlages zahllose Motive. Das Land avancierte zu einer Schwerpunktregion ihrer Tätigkeit.

Von diesen Aufnahmen aus Mecklenburg besitzt die Stiftung Mecklenburg über einhundert. Mit der Wanderausstellung „Herrenhäuser im Wandel der Zeiten“ von Sabine Bock, Schwerin, erinnert sie an dieses bewahrenswerte Kulturgut. In einzelnen Kapiteln blättert die Ausstellung den vergangenen Reiz der Herrenhäuser mit ihren Park- und Wirtschaftsanlagen, ihren Baustilen und ihrem späteren Schicksal auf.

Wer mehr wissen möchte, kann die Begleitbroschüre aus dem Thomas-Helms-Verlag Schwerin erwerben.

Die Mencke-Aufnahmen können in digitaler Form auf einem Bildschirm auch in der Dauerausstellung der Stiftung Mecklenburg „Mecklenburg, so fern – so nah“ betrachtet werden.

Informationen nach: Köcke, Jasper: Der photographische Verlage A. Mencke.
Aus: Wandsbek informativ: Der Wandsbecker Bothe, Hamburg 13 (1998) 3, S. 16-17